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Kampf für gleiche Rechte

100 Jahre Frauenwahlrecht

Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Österreich wählen. Warum ist das wichtig? Sind Wahlen überhaupt so wichtig?

 

Die drei Frauen waren unterschiedlich. Dr. Hildegard Brujan hatte studiert. Adelheid Popp und Maria Tusch kamen aus sehr armen Familien. Adelheid musste die Volksschule in der dritten Klasse abbrechen. Stattdessen arbeitete sie jeden Tag zwölf Stunden lang in einer Fabrik. Auch Maria war Fabrikarbeiterin. Seit sie zwölf war, musste sie alleine für sich sorgen. Aber die drei hatten dasselbe Ziel: Es sollte den Frauen besser gehen. Sie sollten mehr Rechte haben. Darunter auch: Das Wahlrecht.

Aussuchen ist gut

Sich etwas aussuchen zu dürfen - also: wählen zu können - ist eine gute Sache. Niemand bekommt gerne einfach etwas vorgesetzt. Das gilt auch für die Politik. Wahlen sind wichtig. Denn die Gewählten machen die Regeln (Gesetze), an die sich dann alle halten müssen. In einer Schulklasse ist es noch leicht, Regeln gemeinsam aufzustellen. In einem Staat wie Österreich ist das nicht mehr so einfach. Es gibt einfach zu viele Menschen. Deshalb wählen diese Menschen Personen, die sie vertreten: Die so genannten Abgeordneten. Diese beschließen im Parlament (in den Bundesländern im Landtag) für alle die Gesetze.

„Frauen, Kinder, Narren“

Vor einer Wahl stellen sich die Menschen vor, die gewählt werden wollen. Im Wahlkampf informieren sie darüber, was sie als Abgeordnete ändern würden. Alle österreichischen Staatsbürger ab 16 dürfen sie wählen. Alle ab 18 dürfen sich wählen lassen. Das ist selbstverständlich - war es aber lange nicht.

 

Männer dürfen in Österreich erst seit dem Jahr 1907 wählen. Und Frauen? "Wollte man die Weiber zulassen, müsste man aus gleichem Grunde auch die Kinder und Narren zulassen", fand damals der Universitätsprofessor Rudolf Brestel. Hildegard Brujan, Adelheid Popp und Maria Tusch waren da völlig anderer Meinung.

Gemeinsam kämpfen

Die drei Frauen kämpften unermüdlich für ihr Wahlrecht. "Gleiches Recht für Mann und Weib!" hieß es bei einer Massendemonstration in Wien am ersten Frauentag im März 1911. Nicht alle Männer dachten wie Professor Brestel: An der Demonstration nahmen über 20.000 Menschen teil - Frauen und Männer. Schließlich schlossen sich die Arbeiterfrauen und die Frauen aus wirtschaftlich besseren Verhältnissen zusammen, um gemeinsam für ihr Wahlrecht zu kämpfen.

Frauen können mehr!

Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Die Männer waren im Krieg. Die Frauen arbeiteten in den Waffenfabriken und kümmerten sich alleine um ihre Familien. Jeder konnte sehen: Ohne die Frauen geht es nicht. Sie können weit mehr als nur zu Hause am Herd stehen! Noch bevor nach dem Ende des Krieges in Österreich das erste Parlament gewählt wurde, beschlossen die (männlichen) Gesetzgeber: Auch Frauen sollen jetzt wählen dürfen - und als Abgeordnete gewählt werden können.

Acht im Parlament

Unter den gewählten Abgeordneten, die im Jahr 1919 ins Parlament einzogen, waren deshalb acht Frauen. Auch die Doktorin Hildegard Brujan. Aber auch Adelheid Popp und Maria Tusch: Die beiden Fabrikarbeiterinnen, die sich das Lesen und Schreiben selbst beigebracht hatten, saßen jetzt im Parlament und machten Gesetze.

 

Es war ein Anfang. Die übrigen 162 Abgeordneten waren nach wie vor Männer. (Auch heute sitzen im österreichischen Parlament 68 Frauen - und 115 Männer.) Heuer feiert Österreich "100 Jahren Frauenwahlrecht". Neuseeland hat schon vor 26 Jahren gefeiert. Denn in dem Inselstaat im Südpazifik dürfen Frauen schon seit 1893 wählen.

 

Andere Länder müssen noch lange auf ihre 100-Jahr-Feiern warten. In der Schweiz dürfen Frauen erst seit 1971 wählen. Im Schweizer Kanton Appenzell-Innerrhoden sogar erst seit 1990.

Frauen an die Macht?

Über den Abgeordneten des Parlaments kommen Minister, Regierungschefs, Bundespräsidenten. Wie schlagen sich die Frauen dabei? Grete Rehor war von 1966 bis 1970 die erste Ministerin Österreichs. Eine Regierungschefin oder eine Bundespräsidentin hatte Österreich noch nie. Die erste weibliche Regierungschefin weltweit war Sirimavo Bandaranaike (Sri Lanka, 1959 bis 1965). Die erste Bundespräsidentin der Welt hatte Island von 1980 bis 1996 mit Vigdís Finnbogadóttir.

 

Weibliche Staats- und Regierungschefs sind in der Minderheit. Auf unserer Karte sind Staaten, die gerade einen weiblichen Präsidenten und/oder einen weiblichen Regierungschef haben, rot eingefärbt. Staaten, die bereits eine Präsidentin und/oder eine Regierungschefin hatten, sind orange eingefärbt.

Foto: Wikimedia Commons | Jamaika-Koalition

Autor

Robert Dempfer hat diesen Artikel für das Jugendmagazin Topic verfasst (Heft 6, Februar 2019) >> Mehr Infos

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