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Klar positionieren und Vorurteile abbauen.

Gegen Homo- und Transphobie.

Noch immer werden Menschen aufgrund ihrer Sexualität und Gender Identity diskriminiert. Zum heutigen Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie hat uns der Leiter der Beratungsstelle Courage erzählt, was man im Alltag dagegen tun kann.

 

"Homophobex forte" heißt das "Medikament", mit dem die Sexual-Beratungsstelle Courage gegen Diskriminierung appelliert. "Die Aussage dieser Aufklärungsaktion ist, dass nicht die Homosexualität, sondern die Homophobie heilbar ist", sagt Johannes Wahala, Leiter der Courage. Die Beratungsstelle feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Was seitdem gegen Homophobie erreicht wurde und wo es immer noch zu tun gibt, hat uns Wahala im Interview erzählt.

 

Was hat sich in den 15 Jahren Courage in Sachen Homo- und Transphobie getan und was ist noch in Zukunft zu schaffen?

 

In Sachen Homophobie hat sich einiges getan, es ist ja auch zu neuen gesetzlichen Regelungen gekommen. Zum Beispiel die eingetragene Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare, das Aufheben des Adoptionsverbots durch den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof, die Möglichkeit zur künstlichen Befruchtung für lesbische Paare. Ich halte es da mit Paul Watzlawick: "Sprache schafft Wirklichkeit". Auch Gesetze schaffen Wirklichkeit, gesellschaftliche Realitäten. Deswegen waren diese gesetzlichen Regelungen dringend notwendig, damit der Homophobie mehr und mehr der gesellschaftliche Nährboden entzogen wird. Wir sind außerdem in einer multi- und transkulturellen Gesellschaft angelangt. Da haben Homophobie und Transphobie also auch einen neuen Nährboden. Und wir erleben, dass Rassismus, Homo- und Transphobie durch einen Rechtsruck auch vielfach salonfähig geworden sind. Die Herausforderung in der Zukunft wird sein, dass wir gezielte Aufklärungs- und Bildungsarbeit bezüglich LGBTIQ in den auch kulturell verschiedenen Communites machen.

 

In den Check it Out-Workshops geht es darum, Vorurteile durch Wissen abzubauen. Was sind die häufigsten Irrtümer, wenn es um Homo- und Transsexualität geht?

 

Es ist wichtig, dass wir in den Workshops eine Diversity vermitteln, sowohl in Bezug auf die sexuelle Orientierung, der Geschlechteridentität, aber auch der Intergeschlechtlichkeit. Da erlebe ich Jugendliche sehr interessiert, sehr offen. Es ist wichtig, Vorurteile zu benennen und sie auf ihre Wirklichkeit hin zu reflektieren. Zum Beispiel das Vorurteil, dass lesbische Frauen gegen Männer sind und Männer hassen. Da weisen wir dann immer wieder darauf hin, dass es nicht um eine Abwendung von einem Geschlecht geht, sondern um die Zuwendung zu einem Geschlecht.

 

Mit welchen Problemen kommen Jugendliche heute zu Ihnen?

 

Die Herausforderung ist auch heute oft noch die Bewältigung des Coming-Out-Prozesses. Letztens meinte ein junger schwuler Mann zu mir: "Was ist denn überhaupt Coming-Out?". Er sei immer schon zu sich gestanden und bekäme viel Akzeptanz von seinen Eltern. Gott sei Dank gibt es solche Fälle heute schon und es gibt sie immer mehr. Aber wir erleben auch Jugendliche, die aus einem eher konventionell-konservativen Milieu kommen, und da ist das Coming-Out immer noch ein großes Thema, das mit vielen Ängsten behaftet ist und ein Prozess, der von vielen Jugendlichen als sehr schmerzhaft erlebt wird. Gerade in der Phase des Coming-Outs haben wir bei LGBTIQ-Jugendlichen immer noch eine fünf mal höhere Suizidversuchs-Rate als bei heterosexuellen. Das Wahrnehmen, anders zu sein als die heteronormierte Mehrheit, lernt man anzunehmen und in die eigene Persönlichkeit zu integrieren. Im nächsten Schritt geht es auch darum, sich den FreundInnen, der Familie, in der Schule oder Ausbildungsstätte zu offenbaren. Und das macht noch immer sehr vielen Jugendlichen große Probleme. Erst letzte Woche war ein Jugendlicher bei mir, der gemeint hat, er kann es seinem Großvater nicht sagen, weil dieser herzkrank ist und vielleicht einen Herzinfarkt bekommt. Welcher Großvater würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn sein Enkel zu ihm sagt, dass er heterosexuell ist? 

Was tun im Alltag gegen Homophobie?

  1. Als Außenstehender kann ich unterstützend sein, indem ich mich ganz klar zur Vielfalt der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität positioniere und anerkenne, dass es diese Vielfalt gibt und immer gegeben hat, seitdem wir Menschen erforschen.
  2. Es ist ganz wichtig, dass es in erster Linie um die Person geht, dass man sich den Menschen anschaut und ihn nicht sofort in seine Sexualität einteilt, und jedem Menschen gegenüber Respekt hat.
  3. Diese Themen öffentlich Machen! Im Freundeskreis, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie darüber diskutieren.
  4. Dort wo ich Homophobie und Transphobie erlebe, klar positionieren! Darauf aufmerksam machen, dass es hier um Homophobie geht, und welche Auswirkungen Homophobie und Transphobie haben! 
Nicht Homosexualität ist "heilbar" sondern Homophobie.
Wir heilen dich - eine Aktion mit Augenzwinkern.