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Call of War
Nicht einmal im Krieg ist alles erlaubt: ein Workshop zum humanitären Völkerrecht.

Von Thomas Aistleitner | 18. Juli 2014
Wir kennen den Krieg aus der Zeitung. Wir spielen ihn in „Call of Duty“. Günter J. Stummer war im Krieg. In der Berufsschule Stockerau erzählt er, wie es wirklich ist.
Sind Nuklearwaffen erlaubt oder verboten? Günter fragt in die Runde. Die 14 Berufsschüler überlegen ... Kann es erlaubt sein, eine Atombombe abzuwerfen, die Hunderttausende Menschen tötet und eine Stadt für Jahre unbewohnbar macht? Die meisten schütteln den Kopf ...
„Verboten“, sagt einer. „Erlaubt!“, sagt Günter. Ja, es gibt Fälle, da darf man ganz legal eine Atombombe abwerfen. „Wenn ein Staat davorsteht, völlig ausgelöscht zu werden. Bevor er als Staat vernichtet wird, darf er sich mit Atomwaffen wehren.“
Rotz und Wasser
Günter Stummer vom Österreichischen Roten Kreuz hat viele Kriegsgebiete gesehen. In der Berufsschule Stockerau für Elektrotechnik erzählt er den Lehrlingen davon. Auch sie kennen den Krieg – aus der Zeitung, aus dem Fernsehen oder wenn sie „Call of Duty“, „Battlefield“ oder „Counterstrike“ am PC spielen.
Heute will ihnen Günter erzählen, wie es wirklich ist. Es geht um Marines, die stolz mit hochgereckten Köpfen einrücken. „Ich habe sie gesehen, wie sie nach zwei Wochen an der Front Rotz und Wasser geheult haben“, sagt Günter.
Es macht nicht klick
Es geht um Minen, die im Boden vergraben sind. „Ihr kennt das aus den Filmen“, sagt Günter, „da macht es klick, und wenn du dich nicht sofort zur Seite wirfst, macht es unter dir bumm. So schaut das in den Games aus. Aber in Wirklichkeit macht es gar nicht klick. Es macht sofort bumm.“
„Die Mine explodiert in dem Moment, in dem du draufsteigst. Was ist der Sinn einer solchen Anti-Personen-Mine?“
Die Gruppe überlegt, gibt Antworten ... „Möglichst viele Soldaten zu töten ...“
Günter schüttelt den Kopf. „Es ist viel gemeiner. Die Soldaten sollen gerade nicht getötet werden. Sie sollen nur so verletzt werden, dass sie für die anderen eine Belastung sind. Ein verletzter Soldat bindet bis zu vier gesunde Soldaten. Es ist also effektiver, Soldaten schwer zu verletzen, als zu töten. Die Soldaten werden auch nicht wieder gesund. Sie verlieren Gliedmaßen und müssen lebenslang gepflegt werden.“
Gesetz aus Österreich
Regeln für den Krieg gibt es schon lange. Sie stehen in den „Genfer Konventionen“, die vom Roten Kreuz geschrieben und von fast allen Staaten der Welt unterzeichnet wurden.
„Die Anti-Personen-Minen wurden erst im Jahr 1997 verboten. Der Text, den die Staaten unterschrieben haben, wurde von den Experten des Österreichischen Roten Kreuzes verfasst, von unseren Leuten“, erzählt Günter.
In den Genfer Konventionen stehen noch andere Dinge, die lebensrettend sind. So darf das Rote Kreuz nicht angegriffen werden, wenn es eines seiner Zeichen trägt. Neben dem Kreuz gibt es noch einen Roten Halbmond und einen Roten Kristall. Den Roten Kristall hat noch keiner aus der Gruppe gesehen. „Er wurde erst im Jahr 2006 eingeführt“, sagt Günter. Kreuz, Halbmond oder Kristall: „Die Botschaft ist dieselbe: Wir sind da, um zu helfen.“