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Vom Papier zur Realität

Was tut die neue Regierung für die Jugend? Nicht genug, sagt Robert Dempfer, Rotkreuz-Experte für Gesellschaftspolitik.

Das neue Regierungsprogramm kann Jugendlichen viel bringen. Aber nur, wenn sie auch einfordern, was zurzeit bloß auf dem Papier steht, meint Robert Dempfer, Leiter der Stabstelle für Gesellschaftspolitik des Österreichischen Roten Kreuzes.

 

Herr Dempfer, was bringt die neue Regierung den Jugendlichen?

 

Robert Dempfer: Viel, wenn Jugendliche konkret fordern, was ohnehin im Regierungsprogramm steht. Im Moment sind das ja alles erst Absichtserklärungen.

 

Welche zum Beispiel?

Dem Thema Jugend ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Da ist zunächst einmal von mehr Mitsprache die Rede, bei öffentlichen, gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen. Aber das muss man alles einfordern, sonst bleibt das auf dem Papier.

Wie soll man mehr Mitsprache einfordern?

Das Programm spricht von Schülerparlamenten auf Landes- und Bundesebene, von Jugendgemeinderäten, von der Stärkung der Kinderrechte. Das Jugendrotkreuz gibt es in ganz Österreich in und außerhalb von Schulen, daher ist es als Organisation besonders gut zur Mitsprache aufgestellt. Ich würde mal bei der Gemeinde oder im Landtag anrufen und fragen: Wo sind denn diese neuen Parlamente? Wie kann ich, wie können wir da mitmachen?

Was finden Sie im Jugend-Kapitel des Programms nicht so gut?

Im Bereich des Spracherwerbs wird in Kindergärten und Volksschulen bei Kindern mit nicht deutscher Muttersprache jetzt dem Deutschlernen der Vorzug gegeben. Es läuft aber jeder pädagogisch-didaktischen Binsenweisheit zuwider, die Muttersprache im Unterricht nicht zu berücksichtigen.

Sollen diese Kinder nicht so schnell wie möglich Deutsch lernen, damit sie dem Unterricht folgen können?

Das eine schließt das andere ja nicht aus! Sprachförderung ist nur sinnvoll, wenn alle am Spracherwerb beteiligten Sprachen berücksichtigt werden. Wer eine Sprache schon gut kann, lernt die nächste leichter. Außerdem: Wollen wir mehrsprachige Kinder wieder zu einsprachigen machen? Am Arbeitsmarkt sollen wir Sprachkenntnisse nachweisen, aber in der Schule lassen wir sie brachliegen?

Warum hat sich die neue Regierung entschieden, trotzdem dem Deutscherwerb den Vorzug zu geben?

Weil das bei vielen Menschen besser ankommt. Es ist eben einfach, zu sagen: „Die Ausländer, die sollen erst einmal Deutsch lernen, dann sehen wir weiter.“ Die Sache mit der Mehrsprachigkeit ist wesentlich schwieriger zu erklären, auch wenn sie der zielführende Weg ist. Die meisten Politiker wissen das auch. Aber offenbar traut die Regierung den Wählern nicht zu, das zu verstehen.

Was ist für Jugendliche im Regierungsprogramm noch relevant?

Viel, sehr viel. Politische Bildung soll in der 6. Schulstufe als Pflichtmodul verankert werden. Da gehört das Programm „Entdecke das humanitäre Völkerrecht“ des Jugendrotkreuzes hinein, das ist ein fix und fertig erprobtes Paket. Viele Sätze im Regierungsprogramm entsprechen den Anliegen der Kinder- und Jugendcharta des Österreichischen Jugendrotkreuzes. Jetzt ist die Zeit, Regierungsprogramm und Chartas miteinander zu matchen und die Anliegen umzusetzen. Also: Jetzt mitreden!

Glauben Sie, dass das Regierungsprogramm viele Jugendliche mobilisieren wird?

Zu Massendemonstrationen wird es sicher nicht kommen. Aber die Engagierten waren immer die Minderheit, das passt schon. Auch die berühmten 68er, die uns beim politischen Engagement heute noch als Vorbild hingestellt werden, waren ja nie mehr als höchstens fünf Prozent der Bevölkerung.

Die Absichtserklärungen des Programms bleiben dann Absichtserklärungen?

Genau. Deshalb schauen wir uns die Entwicklung auf www.governmentwatch.at genau an. Auf dieser Seite beobachtet das Rote Kreuz, ob die Regierung ihre Versprechungen umsetzt. Welche Maßnahmen plant die Regierung? Welche setzt sie auch tatsächlich um? Zwischenergebnisse gibt es laufend, ein Endergebnis dann 2018, vor der nächsten Wahl.

Zur Person

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Robert Dempfer arbeitet für das Österreichische Rote Kreuz und ist Leiter der Abteilung Gesellschaftspolitik.

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