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Ein aufregender Tag im Rettungswagen - und HelpStars mittendrin!

Zivildiener haben das Equipment im Überblick.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Obernosterer</span>
Nach wenigen Wochen sind Zivildiener und Profiretter ein eingespieltes Team.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Kellner Thomas Holly</span>
Das Einladen von Patienten ist kräfteraubend, aber die Zivildiener lassen sich die Anstrengung nicht anmerken.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Kellner Thomas Holly</span>
Im Rettungswagen wird alles Notwendige zum Einsatz dokumentiert.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Kellner Thomas Holly</span>
Mit dem Tragsessel, der in jedem Rettungswagen zur Grundausstattung gehört, lassen sich Patienten einfach transportieren.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Kellner Thomas Holly</span>
Im Wagen sorgen Zivildiener dafür, dass den Patienten Angst, Sorgen und Aufregung genommen werden.<br> <span style="font-style:italic">©ÖRK/Kellner Thomas Holly</span>

Eine typische kleine Rotkreuz-Bezirksstelle irgendwo in Österreich. Es ist kurz vor sechs Uhr am Morgen, die Dunkelheit wechselt sich gerade mit dichtem Novembernebel ab. Die Natur zeigt sich von ihrer tristen Seite, die Sonne macht keine Anstalten aufzugehen und die Straßen sind noch leer. Ich bin müde und aufgeregt zugleich, schließlich soll an diesem kalten, trüben Tag meine Premiere stattfinden: Das erste Mal in einem Rettungswagen mitfahren!

Die routinierten Helfer scheinen ein anderes Zeitgefühl zu haben als ich: Bestens gelaunt werde ich mit Kaffee empfangen, es wird gescherzt und geplaudert. Die Zivildienstleistenden überprüfen die Ausrüstung der Rettungswägen. Ist alles da an Equipment, das zum Helfen gebraucht wird? Wenn es ernst wird zählt jede Sekunde, jeder Handgriff muss sitzen. "Am Anfang dauert das Einräumen des Koffers länger, aber mit der Zeit sieht man auf einem Blick was fehlt", versichert Zivildiener Manuel.

Routinierter Einsatz

Wenige Minuten später sitzen wir schon im Wagen. Wir sind auf dem Weg zu einer alten Dame, die sich vor einigen Wochen die Hand gebrochen hat und nun zum Gipswechsel und zur Kontrolle ins über 30 Kilometer entfernte Krankenhaus muss. Kein Einsatz mit Blaulicht, Folgeton und Höchstgeschwindigkeit, aber immerhin. Und aufregend genug für den Anfang.

Die Patientin ist rüstig und spricht viel. Zu Hause ist sie hingefallen, mitten in der Nacht als sie am Weg zur Toilette war und ausgerutscht ist. Sie hat sich dann zurück ins Bett geschleppt und trotz starker Schmerzen bis zum Morgen gewartet bevor sie Hilfe geholt hat. Der Zivildiener Patrick stützt sie auf dem unebenen Weg vorm Haus, achtet darauf, dass sie sich beim Einsteigen nicht den Kopf am Wagen stößt und unterhält sie während der Fahrt.

Im Krankenhaus angekommen, begleiten wir sie in den Gipsraum und dann zum Röntgen. Patrick hält sie an der Hand, um nicht untätig zu sein, halte ich die Handtasche und die Jacke. Als alles vorbei ist, bringen wir sie zurück in den kleinen Ort, in dem sie lebt. Während eine Nachbarin der Dame zurück ins Haus hilft, sitzen wir schon wieder im Rettungswagen. Es geht zurück zur Bezirksstelle wo zwei Zivildiener die Stellung halten. Der hauptberufliche Retter Markus sitzt am Steuer. Er ist seit 24 Jahren beim Roten Kreuz, seit seinem Zivildienst hat ihn diese Arbeit nicht mehr losgelassen.

Zivildiener als professionelle Retter

Heute ist Markus Vorbild für seine Zivildiener. Diese können viel von ihm lernen, auf der anderen Seite braucht der Rettungsprofi sie um den Arbeitsalltag bewältigen zu können. Ein Tag ohne Zivildiener ist für ihn nicht vorstellbar. Wer würde dann dabei helfen, die Kranken in den Rettungswagen zu transportieren? Wer würde ihnen Mut zusprechen, wenn sie voll Angst und Schmerzen ins Krankenhaus gefahren werden?

Endlich machen wir eine Pause. Wir essen unsere Jause und ich habe Zeit ein bisschen mehr über die Arbeit der Zivildiener im Rettungsdienst zu erfahren. Das früh aufstehen macht den jungen Männern anscheinend keine Probleme. "Die Arbeit macht mir Spaß, da stehe ich gerne auf", erklärt Patrick. Es wird über Studienpläne gesprochen und über eine mögliche Zukunft beim Roten Kreuz. Rund jeder zweite Zivildiener bleibt laut Statistik als Freiwilliger. Bis wir anderweitig gebraucht werden, widmen sich die Zivis der Ablage, sortieren Dialyse- von Einsatzprotokollen und erzählen von ihren Erlebnissen im Rettungsdienst.

Allzu viel Zeit bleibt ihnen nicht bevor der nächste Notruf eintrifft. Wenige Kilometer entfernt ist eine alte Frau in ihrem Haus gestürzt. Mehr wissen wir zunächst nicht. Wir lassen alles liegen und stehen und fahren los. Als wir rund fünf Minuten später am Ort des Geschehens eintreffen, sehen wir schon einen aufgeregten Mann in der Einfahrt winken. Er ist sehr alt, geht am Stock und ist außer sich vor Angst. Das Auto vom Hausarzt der Familie steht schon vor der Türe. Drinnen liegt die Frau wimmernd auf dem Fußboden. Der Hausarzt kniet neben ihr und tastet ihren Oberkörper ab. Der Oberarm oder die Schulter sind verletzt. Zivi Patrick verpasst der Dame einen Dreiecksverband und beruhigt sie indem er mit ihr spricht.

Happy End

Wir holen den Tragsessel und bringen die Patientin in das Krankenhaus, in dem wir am Morgen schon waren. Die Stiegen im alten Häuschen sind schmal und steil - sehr alltagsfeindlich für ein altes Paar, denke ich mir. Im Auto erzählt die Frau, dass sie und ihr Mann ein eingefleischtes Team sind, dass sie nur zusammen durch den Alltag kommen. Beide sind pflegebedürftig. Sie ist unsicher auf den Beinen, dafür kann sie ihrem Mann das Schnitzel aufschneiden, weil er Probleme mit der Motorik hat.

Wie soll das nun weitergehen? Erwachsene Kinder gibt es, nur leben sie nicht in der Umgebung. "Und ich möchte sie auch nicht so oft um Hilfe bitten. Sie haben ihr eigenes Leben", so die Patientin. Heute hat sie Glück im Unglück. Die Schulter ist zwar verletzt, aber mit einer Schiene, einem Verband und Schmerztabletten darf sie wieder heim zu ihrer großen Liebe. Ich freue mich für die beiden, auch wenn die Zukunft des Paars nicht einfach werden wird.

Bevor es weiter zum nächsten Einsatz mit einem verletzten Kind geht, ist der Tag für mich beendet. Meine Augen sind schwer, mein Kopf voll mit all den Eindrücken vom Tag. Das nächste Mal, wenn ich einen Rettungsfahrer und seinen Zivildiener treffe, werde ich ihnen danken. Einfach so.