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Bist du schwul, oder was?

Franz Neuhauser war 1975 unter den ersten Zivildienern Österreichs. Er hatte mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Trotzdem hat die Zeit sein Leben zum Positiven verändert.<br> <span style="font-style:italic">©privat</span>
Seitdem der Zivildienst eingeführt wurde, kamen Zivildiener vor allem im Rettungsdienst zum Einsatz.<br><span style="font-style:italic">©ÖRK</span>
"Die Rettungsautos, die Hubschrauber und die Ausrüstung waren für uns sehr spannend", erinnert sich Neuhofer.<br><span style="font-style:italic">©ÖRK</span>
Vor rund 30 Jahren brausten Rotkreuz-Wägen wie dieser durch die Straßen.<span style="font-style:italic">©ÖRK</span>

Es gab Zeiten, in denen jeder junge Mann mit Österreichischer Staatsbürgerschaft zum Dienst an der Waffe geordert wurde. Ohne Ausnahme und ohne Rücksicht auf die persönliche Freiheit. Auch später konnte man der Pflicht des Wehrdienstes schwer entgehen, es mussten schon triftige Gründe wie Drogenabhängigkeit oder schwere Krankheiten diagnostiziert werden, um als untauglich zu gelten.

In diesen Zeiten galt es als Zeichen der Männlichkeit in klirrender Kälte zu salutieren, 50 Kilogramm schwere Rucksäcke durch den Wald zu schleppen und Waffen zu putzen. Erst 1975 kam in Österreich mit dem so genannten Wehr- oder Ersatzdienst eine - zumindest theoretische - Alternative hinzu. Denn die Hürde als Zivildiener angenommen zu werden war hoch. Ein Hearing vor einer Kommission war notwendig bei dem man vortragen musste, warum man nicht zum Wehrdienst wollte oder konnte. Die Kommission hatte dann das letzte Wort, die Entscheidung war oft nicht nachvollziehbar.

Sozialsein ist unmännlich?

Zivildiener wurden von Anfang an dazu eingesetzt im sozialen Umfeld, zum Beispiel in Altenheimen, im Rettungsdienst oder in der Behindertenbetreuung, zu arbeiten. Letzteres prägte auch den Weg von Franz Neuhauser aus Steyr. Nach seiner Tischlehrlehre verweigerte er zwei Jahre lang den Wehrdienst, bis schließlich 1975 der Zivildienst als Wehrersatzdienst eingeführt wurde. "Wäre der Zivildienst nicht gekommen, wäre ich wie andere auch im Gefängis gelandet", erzählt er. Der Wehrdienst war als Pazifist und Kriegsgegner einfach nicht sein Weg: "Wir haben mit unserer Haltung auch gegen den Vietnamkrieg (1946-1975, Anm.) protestiert", so Neuhauser. Ein politischer Grund, der bei den heutigen Zivildienern eher in den Hintergrund gerückt ist.

Vaterlandsverräter!

Neuhauser wollte unbedingt in die Behindertenarbeit, hat die Fachschule für Sozialarbeit vom Diakoniewerk absolviert und fortan in diesem Bereich gearbeitet. Dass er als gestandener junger Mann lieber mit behinderten Menschen arbeitete als Waffenübungen zu machen, kam in der damaligen Gesellschaft nicht gut an. "Wir galten als nicht männlich, wurden als schwul oder Vaterlandsverräter beschimpft", erinnert er sich. 1975, als er im ersten Kurs für Zivildiener dabei war, gab es noch einige Menschen, die direkt vom Nationalsozialismus geprägt waren. Auch durch sie waren die Pioniere unter den Zivildienern mit Ausgrenzung und Abschätzung konfrontiert.

Karriere in Sozialarbeit

Trotz aller Widerstände hielt Neuhofer durch. Direkt nach dem Zivildienst heuerte er beim Roten Kreuz an (zuerst als Freiwilliger, später als Hauptberuflicher), absolvierte unzählige Ausbildungen -  Strahlenschutz, Notfallsanitäter,... - kurz gesagt: er blieb dem Dienst im Sinne der Menschlichkeit treu. "Heute sind viele meiner Kollegen im Notarztdienst ehemalige Zivildiener", weiß Neuhofer. Ein letztes Resümee? - Neuhofer: "Der Zivildienst war eine super Zeit und der Grundstein für mein Berufsleben".

Vor allem aber haben Pioniere wie Neuhofer den Weg für all die weiteren Zivildiener geebnet, die seit 1975 ihren Zivildienst leisten. Sie müssen sich nicht mehr rechtfertigen warum sie nicht den Wehrdienst gewählt haben und auch ihre Männlichkeit wird nicht mehr in Frage gestellt. Denn wer ist ein Mann, wenn nicht jemand, der seine Stärke für andere einsetzt?...Eben.