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Pflegen ist (auch) Männersache

Daniela, Manuela und Armend erzählen von ihrem Berufsalltag als Pfleger.

Daniela (24) und Manuela (30) arbeiten als Heimhelferinnen beim Wiener Roten Kreuz; Armend (25) war zuerst Pflegehelfer beim Wiener Roten Kreuz und ist jetzt ebendort Diplompfleger. Im Interview erzählen die drei über ihre Berufswahl, die Höhen und Tiefen ihres Alltags im Job und darüber, ob Pflegeberufe „Frauensache“ sind.

Wie seid ihr zum Wiener Roten Kreuz gekommen?

Daniela: Über das Internet. Ich habe mich informiert über Berufe im Pflegebereich und habe einen gesucht, der eine kurze Ausbildungszeit hat. Die Ausbildung zur Heimhelferin dauert drei Monate, da habe ich mich beworben. Jetzt bin ich zweieinhalb Jahre dabei.
Manuela:
Ich wollte zuerst in die Krankenschwesternschule, aber das war mir dann zu langwierig. Jetzt bin ich zehn Jahre dabei und ich möchte nichts anderes.
Armend:
Ich bin seit dreieinhalb Jahren in Österreich. Am Anfang habe ich in der Gastronomie gearbeitet. Schon damals wollte ich beim Wiener Roten Kreuz arbeiten – ich bin nämlich täglich hier am Haus vorbeigefahren. (lacht) Ja, und dann ist es auch so gekommen. Zuerst habe ich eineinhalb Jahre als Pflegehelfer gearbeitet, und seit acht Monaten arbeite ich als Diplompfleger. Das war bei mir so, weil ich meine Ausbildung zum Diplompfleger in Mazedonien gemacht habe. Bevor ich hier als Diplompfleger arbeiten konnte, musste ich meine Ausbildung in Österreich anerkennen lassen und noch ein paar Prüfungen machen.

Daniela und Manuela, wie war eure Ausbildung?

Manuela: Man geht von acht bis 17 Uhr in den Kurs, macht Praktika, und am Ende gibt es eine kommissionelle Prüfung.
Daniela:
Wir hatten zwei Wochen Praktikum im Pflegeheim, und drei Wochen lang sind wir mit einer Heimhelferin mitgegangen. Da habe ich viel gelernt.

Was für ein Gefühl hattet ihr bei eurem ersten Einsatz?

Daniela: Ich war sehr schüchtern. Es ist eine ungewohnte Situation: Man geht in eine fremde Wohnung zu einem fremden Menschen, das kannte ich davor nicht. Aber je öfter man das macht, umso normaler wird es.
Manuela: Nach ein paar Monaten war ich es gewohnt, auch zu neuen Klienten zu gehen. Wir bekommen ja vorher Informationen über die Klienten und darüber, was einen erwartet, was dort zu tun ist.

Armend, du warst früher Pflegehelfer. Wie lange dauert die Ausbildung?

Armend: Ich habe meine Ausbildung in Mazedonien gemacht, aber in Österreich dauert sie ein Jahr.

Du warst dann eineinhalb Jahre Pflegehelfer. Wie hat dir der Beruf gefallen?

Armend: Am Anfang habe ich gedacht, sie haben mir die „einfachen Klienten“ gegeben, weil es so gut funktioniert hat. Es hat mir wirklich gut gefallen, es war so richtig meines.

Und wie geht es dir jetzt als Diplompfleger?

Armend: Meine Arbeit als diplomierter Krankenpfleger besteht zu 60 Prozent aus Besuchen bei Klienten und zu 40 Prozent aus Administrativem. Das ist eine super Abwechslung, da wird es nie langweilig.

Gibt es etwas, das euch an eurem Beruf belastet?

Manuela: Manchmal komme ich zu schwierigen Klienten, und da wäre es schön, eine Kollegin dabei zu haben. Man kann zwar anrufen und Kollegen fragen, aber zu zweit ist es einfach anders.
Daniela: Es gibt Leute, die nicht wollen, dass wir kommen. Wenn man allein zu diesen Menschen geht und ziemlich ratlos ist, was man noch sagen könnte, damit der Klient die angebotene Hilfe annimmt, dann ist man schon ein bisschen verzweifelt.

Und welche Situationen habt ihr als besonders schön in Erinnerung?

Manuela: Es sind oft die Kleinigkeiten. Ein Lächeln, ein Danke oder wenn Klienten froh sind, dass wir kommen. Ich bin froh über meinen Job. Er ist sehr vielseitig. Es gibt immer Abwechslung, man ist unterwegs.
Armend:
Ich finde besonders schön, dass wir Klienten die Möglichkeit geben, möglichst lange zu Hause zu bleiben.
Daniela:
Man kann wirklich schöne Dinge tun. Ich habe eine Klientin, die schon ziemlich alt ist und irgendwie „nicht mehr recht will“. Sie sitzt nur mehr in der Wohnung herum. Ich darf mit ihr hinausgehen – dafür brauchen wir nämlich eine Erlaubnis – und rede viel mit ihr. Und dann konnte ich sie überreden, zum Supermarkt mitzukommen. Zum Schluss sind wir auf einem Bankerl gesessen und haben Eis gegessen, und sie hat mir gesagt: „Das war mein schönstes Erlebnis seit Langem.“

Habt ihr das mit dem Ausflug dann wiederholt?

Daniela: Ja. Momentan ist es zu warm draußen, aber ich hoffe, wir können es im Herbst wieder machen.

Würdet ihr euren Freunden zu eurem Beruf raten?

Daniela: Nicht jedem ...
Armend:
Ich mache das ständig. Eine Freundin arbeitet jetzt auch beim Wiener Roten Kreuz, eine andere Freundin macht gerade die Ausbildung zur Pflegehelferin.

Daniela, du hast gesagt: „Nicht jedem. Wem würdest du denn nicht dazu raten?

Daniela: Jeder ist nicht dafür geeignet. Es ist ein psychisch anstrengender Beruf und man muss es wirklich gerne machen.
Armend:
Ja, es muss viel Menschlichkeit da sein ...
Daniela: ... und Empathie. Man muss sich hineinversetzen können in die Klienten, weil es auch für sie nicht immer einfach ist, sich helfen zu lassen. Ich habe Freunde, die zwar neidisch sind auf meinen Beruf, aber gleichzeitig sagen, dass sie sich davor scheuen würden. Man muss in die Intimsphäre der Menschen eingreifen, und das kann, denke ich, nicht jeder.
Manuela: Man muss mit Herz dabei sein. Aber man muss gleichzeitig lernen, damit umzugehen, man darf sich nicht alles so zu Herzen nehmen. Und man muss flexibel sein ...

Muss man in Bezug auf die Arbeitszeiten flexibel sein?

Daniela: Wir Heimhelferinnen bekommen einen „Flexibilitätszuschlag“ dafür, dass wir auch kurzfristig jemanden vertreten. Sonst bekommen wir einen Dienstplan für den ganzen Monat ...

Wie viele Wochenenddienste macht ihr?

Daniela: Höchstens zwei Wochenenddienste im Monat, mehr dürfen es nicht sein.

Und wie sind eure Arbeitszeiten tagsüber?

Manuela: Meistens beginnen wir sehr früh. Pro Quartal müssen wir zwei Wochen lang zusätzlich Abenddienste machen. So kommen Teildienste zustande, das heißt, man fängt in der Früh an, ist zu Mittag fertig und hat später am Tag nochmals Dienst. Für den Teildienst bekommt man einen Zuschlag, weil man ja den doppelten Fahrweg hat.
Armend:
In der Hauskrankenpflege ist es anders. Als Pflegehelfer macht man im Schnitt zwei bis drei Mal pro Woche Abenddienst. Als Diplompfleger sind die Zeiten eher von der Früh bis zum Nachmittag. Am Abend oder am Wochenende habe ich ab und zu Telefonbereitschaft. Dann können mich Heimhelfer bzw. Heimhelferinnen oder Pflegehelferinnen, Pflegehelfer anrufen, wenn sie nicht weiterwissen oder wenn es einen Notfall gibt.

Sind Pflegeberufe nach wie vor eher Frauenberufe?

Manuela: Als ich begonnen habe, gab es zwei männliche Heimhelfer im ganzen Unternehmen. Jetzt werden es immer mehr, und das ist gut so. Wobei es oft so ist, dass Klientinnen bei Männern g'schamiger sind, weil es ja doch auch um Dinge wie Duschen und Intimpflege geht.
Daniela: Es werden jedes Jahr mehr Männer. Und dann sind es die Klienten auch schon mehr gewohnt.
Armend: Wir sind fünf Männer und zehn Frauen in unserer Gruppe. Einmal habe ich als Pflegehelfer es mit einem Mann zu tun gehabt, der öfters gesagt hat: „Das ist ein Frauenberuf.“ Dann hat er mich aber doch akzeptiert.

Was möchtet ihr jungen Menschen, die sich für einen Pflegeberuf interessieren, noch sagen?

Daniela: Es ist wichtig, dass man Hausverstand mitbringt.
Manuela: Man muss sich gut über den Beruf informieren und sich selbst fragen: Mag ich das, schaffe ich das?
Armend: In jedem Sozialberuf ist Menschlichkeit ganz wichtig. Ich muss die Arbeit gerne machen, um sie wirklich gut zu machen.

JOBS IM ROTEN KREUZ

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